DSAG Technologietage 2024

Published by Tobias Hofmann on

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Moin Hamburg.

Ich bin nicht aus Zucker, ich bin aus Hamburg. Mehr muss man über das Wetter nicht wissen und zum Glück sind die Technologietage keine Freiluftveranstaltung. Montags bei der Anreise und dienstags am ersten Tag wehte draußen durchaus ein starker Wind – oder wie wir im Süden sagen: Sturm; für die Nordlichter: Windstille. Die Windstille setzte sich in der Keynote fort. Ich weiß, das Stöckchen, über das ich hier jetzt für den Witz mit Shitstorm springen müsste, liegt auf dem Boden, deswegen: Nee. Andererseits: wat mutt, dat mutt, wat löppt, dat löppt.

Hamburg, Landungsbrücken.

Das Motto der Veranstaltung war Black Box. Die Differenzen zwischen Marketingversprechen mit der Realität aufzeigen. Die Hoffnung die dabei entstehenden Lücken mit konkreten Produkten auffüllen. Butter bei die Fische. Nicht nur ankündigen, sondern liefern. Das ist gewünscht von der SAP. Kurz: Kunden wollen nicht länger die Katze im Sack kaufen. Die DSAG formulierte dies massentauglicher mit: From Vision to Reality. Und damit ist man auch schon bei der Keynote die ganz geschickt das Virtuelle mit der Realität verknüpfte. Wie inzwischen schon Tradition ist die Keynote auf YouTube verfügbar.

Die Keynote zog auf der Bühne alle Register der Kunst – oder der Technik -, um das Motto der Veranstaltung anschaulich zu machen: Hologramme anstatt PowerPoint. Gute Idee, aber leider ist die Technik dann vor Ort doch nicht so transparent. Die Hologramme sahen großartig aus, technisch bedingt war dann aber eine „Wand“ zwischen Publikum und Vortragenden. Das nimmt etwas die Nähe und den direkten Bezug. Kann aber auch wiederum passend sein. Denn zwischen der Vision und dem, was dann am Ende kommt, da steht oftmals doch noch recht viel dazwischen.

Keynote

Keynote

Präsentation ist das eine, Inhalt das andere. Die einen haben was zu zeigen, die anderen was zu sagen. Die DSAG ist berühmt dafür was zu sagen. Und Fragen an die SAP gab es etliche. Klar, Ankündigungen dürfen nicht nur Ankündigungen sein. Es muss auch geliefert werden. KI ist nur eine dieser Dinge die Kunden dann doch etwas ratlos zurücklassen. Warum nur mit Cloud davon profitieren? Wie kann man die KI-Produkte der SAP konkret verwenden? Was ist der Mehrwert hier auf SAP zu setzen und zu investieren? Wann sind die per SAP KI aufgepeppten Produkte ausgereift genug? Wie kann man die ganzen Ankündigungen wie z.B. Joule denn in die eigene Architektur übergreifend einbinden? Wie werden konkret die aufgekauften Produkte wie LeanIX und Signavio integriert?

Von den Neuigkeiten her gab es wenige. Das Security Dashboard kommt. Da uns jetzt der Running Gag mit dem Security Dashboard die Grundlagen langsam entzogen wird, braucht es einen Nachfolger. Ich schlage mal ein Monitoring Dashboard vor. Prozessübergreifendens E2E Monitoring, technisch und fachlich. Überraschend fand ich das Beispiel vom SAP CTO das ein Problem hier sein kann, dass ein Team als Datumsformat DD/MM/YYYY und eines MM/DD/YYYY verwendet und dies den Austausch verkompliziert. Vorschlag: Wie wäre es mit z.B. Unixzeit?

Adobe Document Service

Eine überraschende (oder auch überfällige?) Ankündigung – die hier dann aber auch gleich wieder exemplarisch für die ganzen Probleme mit SAP Ankündigungen aufzeigt – gab es zum Adobe Document Service (ADS). Es wird einen Ersatz für ADS für on-premise geben. ADS auf HANA XSA. Englische Buchmacher hätten darauf keine Wette angenommen. Der Reaktion im Saal zufolge auch keiner der Anwesenden. ADS kommt von Adobe und ist aktuell eine Java Anwendung. Das schränkt im aktuellen Portfolio der SAP die möglichen Lauzeitumgebungen etwas ein. Will man jetzt mit wenig Aufwand den ADS lokal bereitstellen, dann passt XSA. Als Java App deployen und gut ist. Jedoch: wurde für XSA nicht mal JavaScript seitens der SAP gehypt? Egal. Java funktioniert mit XSA. Aber XSA ist ja Cloud Foundry für HANA. Man könnte auch CAP nehmen. Also: warum nicht? Beim ADS müsste man aufpassen wie dessen web services exponiert werden. Aber: wenn ADS mit CAP auf XSA läuft, wäre die Frage nach der Wiederverwendung des CAP Skillsets für on-premise Anwendungen geklärt. Anderseits: XSA ist nicht wirklich Cloud. Und das C in CAP steht für Cloud. Macht auch hier Sinn zu sagen: nein, CAP wird nicht für ADS lokal verwendet. Bedeutet aber auch: der XSA Zug ist schon ziemlich lange abgefahren. Unwahrscheinlich das hier nochmals neues Leben reinkommt auf Kunden und Beraterseite. Wer also dann in Zukunft ADS in XSA verwendet, darf sich mit dem ganzen Technologiestack von XSA (und die notwendigen Ressourcen dafür!) nur für ADS rumschlagen. Das bedeutet dann auch: XSA für ADS. CAP und BTP für custom Apps. Und dazu noch ABAP, RAP und BTP, ABAP environment. Vielleicht wäre es doch besser ADS als ABAP Anwendung neu zu entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit das ein ADS Kunde lokal einen ABAP Stack hat ist recht groß. Oder ADS als einfache Java Anwendung separat anbieten. Was würde es dafür brauchen? Tomcat? Eine kleine Datenbank? Nicht viele Ressourcen und im Unternehmen findet sich bestimmt jemand der einen ähnlichen Stack schon betreut.

Warum ist dies jetzt exemplarisch für die ganze Vision zu Realität? Es gibt jetzt die ADS auf XSA-Ankündigung, aber mehr konkretes auch nicht. Vortrag V020 behandelte das Thema ADS und zur Zukunft mit XSA findet sich folgendes im Foliensatz:

Irgendwann in 2025 oder danach. Das kann 2025 oder 2026 oder 2027 sein. Wer support timeframe mit den 7 Jahren Support interpretiert: dann kann es halt auch 2030 werden. Aber wie kommt es dann? Ein drop-in Ersatz? Oder wird man was anpassen müssen? Eine Architektur wäre nett. Bis die Ankündigung genügend mit konkretem Wissen gefüttert wird, wird noch einige Zeit verstreichen.

Naja, vielleicht schaut sich der SAP CEO die Schwierigkeiten bezüglich ADS mal an. Das ist ja keine Raketenwissenschaft eine Java App vom NW Java auf was andere laufen zu lassen. Das man bei der SAP hier mit Adobe aber dann doch etwas länger braucht … Wenn er bei der nächsten Keynote sich fragt warum Kunden denn so lange brauchen auf S/4HANA zu wechseln: einfach mal ins eigene Portfolio schauen.

Neuigkeiten

Ansonsten gab es nicht viel Neues in der Keynote. In Mannheim 2023 war die Keynote auch gefühlt näher an den Diskussionsthemen zwischen SAP, Partnern und Kunden dran. Die KI Demo war nett. Aber wo sind die KI Szenarien für Entwickler? Code Analysen, Unit Tests, Optimierungen? Mit KI von ECC zu S/4HANA? Joule in ADT? Joule in BAS? Wie kann man mit SAP KI das eigene SAP scannen und analysieren? Vielleicht war das auch ein versteckter Hinweis an die SAP: Das Thema der DSAG TT stand: liefert konkrete Produkte. SAP hätte nur noch von den vielen Ankündigungen seit der Sapphire 2023 nur einige liefern müssen. Aber dann war da nicht viel. Ergo: DSAG hat dann doch Recht mit: Visionen ja, aber wenig davon kommt an in der Realität.

Persönliches

Raum Z

Ich selbst war vor Ort um einen Vortrag zu halten (V016, gemeinsam mit Paul Peitz und Jörg Brandeis). Und wir durften gegen harte Konkurrenz um das Publikum buhlen: parallel gab es den V020 Vortrag zu ADS. Aber selbst zu später Stunde: der Saal war sehr gut besucht. Selbst am Ende des Vortrages und mit überziehen wurde nicht mit den Füßen abgestimmt. Überrascht und sprachlos machte mich aber der spontane Applaus als die ABAPConf Folie dran war. ABAPConf hat wohl doch einen Nerv getroffen.

Paul Peits links, Jörg Brandeis rechts, Tobias Hofmann mitte

Einige Stunden davor gab es aber eine Szene, die mich hätte vorwarnen sollen. Beim ersten Vortrag im AK Dev Track von SPAR (V013) wurde von Patrick Thaler und Florian Kopp der Begriff Avocadofield prominent platziert und besprochen. Der Reaktion im Publikum nach zu urteilen, kennen den Begriff inzwischen so einige. Folglich: mein Blog und/oder meine LinkedIn Beiträge werden gelesen. Auch hier nochmals Danke an die beiden für die Verwendung von Avocadofield.

Patrick Thaler links, Florian Kopp mitte, Sebastian Freilinger-Huber rechts

Fehlen darf natürlich nicht Ecosio und Philipp Liegl (wenn er doch nur mal wieder einen Vortrag halten würde …). Wie schon seit vielen, vielen Jahren Tradition ist der Stand von Ecosio mit einem Stehtisch der Dreh und Angelpunkt des Stammtisch Treffens während der Happy Hour. So auch diesmal. Die Personen die sich hier über die Stunden treffen würde jedes SAP Projekt auf ein neues Level heben. Auf jeden Fall hat Philipp mit seiner Überraschungs Bierbox die Badisch-österreichische Freundschaft zwischen den Ländern auf ein neues Level gehoben. Hier die Bitte an die DSAG: bitte Ecosio fix einen Stand reservieren, Danke!

Buzzword Bingo

Leider, leider habe ich dieses Jahr die Buzzword Bingo App nicht wieder aktiviert. Eine vertane Chance, vor allem wenn Buzzword Bingo in der Keynote vorkommt. Also dann: beim Jahreskongress 2024 und den Technologietagen 2025 ist die App wieder am Start. Versprochen.

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Tobias Hofmann

Doing stuff with SAP since 1998. Open, web, UX, cloud. I am not a Basis guy, but very knowledgeable about Basis stuff, as it's the foundation of everything I do (DevOps). Performance is king, and unit tests is something I actually do. Developing HTML5 apps when HTML5 wasn't around. HCP/SCP user since 2012, NetWeaver since 2002, ABAP since 1998.

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