Wer braucht schon einen Benutzer?

Published by Tobias Hofmann on

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In meinem langen Beraterleben durfte ich schon mit einigen wahren Experten und solchen, die noch Potential nach oben haben (nach unten war schon ausgeschöpft) arbeiten. Bei einem SAP Kunden, den man mit Sicherheit einen Early Adopter nennen kann – sehr früher Einsatz von HANA, hat Geld bezahlt für Fiori und Personas – durfte ich mit einem HANA Experten arbeiten.

Er kam vom Softwareanbieter, von der Beratersparte und hatte als Aufgabe die HANA Einführung aktiv zu begleiten und neben HANA an sich auch den Vorteil des Umstiegs auf die Business Suite on HANA dem Kunden zu vermitteln. Wer sich mit der Zeit noch auskennt: das beutete viele Reports zu erstellen die den Aufwand aufzeigen, also wie viele Objekte angepasst werden müssen, wie viel ABAP Code kompatibel ist, etc. Beim Kennenlernen des Teams wurde mir noch mitgeteilt, dass er sich über diese Arbeit einen superguten Ruf beim Kunden erarbeitet hat. Er war auch schon seit knapp über 2 Jahren damit beschäftigt und sei von Anfang an bei der HANA Einführung dabei gewesen.

Ich selbst durfte mich dann mit der Einführung von Fiori KPI Apps beschäftigen. Damals noch mit dem KPI Modeler– fun fact: als das Tool noch keine Transporte konnte. Ja, Enterprise Software wie man sie sich wünscht: kein Transport möglich. Wie die SAP Produktverantwortlichen auch nur auf die Idee kamen das für den Kundeneinsatz freizugeben ist und bleibt ein Rätsel. Anscheinend ist Enterprise Readiness bei manchen SAPlern dann gegeben, wenn die Software von einem Unternehmen kommt. Auf jeden Fall bedeutete dies: Inhalte manuell von HANA DEV über QA nach PRD transportieren. Auf dem HANA System hatte ich selbst keinen Benutzer, der dafür die Berechtigungen hatte, aber der SAP HANA Experte.

Ich hatte eine grobe Anleitung für den Transport bekommen: Anmelden, Export, Import. Sollte schnell gehen, was mir ja nur fehlte war ein Benutzer mit den Berechtigungen. Naja, so dachte ich. Vor Ort am Laptop beim HANA Experten wurde viel geredet und hektisch irgendwelche URLs eingegeben, aber ein Logon fand nicht statt. Kurzversion: er hatte sich in all der Zeit nie eingeloggt. Er kannte auch die URL nicht. Weder vom ERP System, noch vom HANA System. Oder sonst wie man auf das HANA System beim Kunden kam. Die ganzen Tools mit den Reports waren vom Basis Team ausgeführt worden. Er selbst hatte die Ergebnisse nur in die – zugegeben, sehr schöne – Präsentation eingefügt. Sein Ruf beim Kunden selbst war leider auch nicht so gut wie von den Zuständigen bei der Beratung gedacht. Nachdem das Hauptprojekt beendet war, war auch sofort seine Zeit abgelaufen. Der Hinweis das er so viel für die Analyse gemacht hat wurde vom Manager auf der Kundenseite mit dem Verweis darauf das seine Leute die Tools und Reports erzeugt haben zurückgewiesen.

Was kann hier lernen? Experte kann jeder genannt werden, einer zu sein ist etwas anderes. Man muss ehrlich zu sich selbst sein und wissen, wie gut man wirklich ist. Das gilt für die Person, als auch für die Manager, die diese Person verkaufen. Einen Premium-Tagessatz zu verlangen, bedeutet auch Premium-Arbeit zu liefern. Die Leute vor Ort können sehr gut einschätzen, ob jemand mithilft oder nicht. Und diese Erfahrung entscheidet stärker über eine Beauftragung als viele andere Faktoren. Wenn es zum Aufgabenbereich gehört für etwas zuständig zu sein, dann sollte man sich damit auskennen. Zu wissen, wie man sich einloggt ist das Mindeste. Für ein SAP System bedeutet das auch die URLs oder Transaktionen zu kennen. Aufgaben delegieren ist das eine, die Arbeit davon als seine eigene auszugeben und Leuten, von denen man am Ende abhängt vor den Kopf zu stoßen, ist dämlich.

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Categories: REST

Tobias Hofmann

Doing stuff with SAP since 1998. Open, web, UX, cloud. I am not a Basis guy, but very knowledgeable about Basis stuff, as it's the foundation of everything I do (DevOps). Performance is king, and unit tests is something I actually do. Developing HTML5 apps when HTML5 wasn't around. HCP/SCP user since 2012, NetWeaver since 2002, ABAP since 1998.

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